So geht’s nicht weiter: Beteiligung statt Selbstausbeutung

So geht’s nicht weiter: Beteiligung statt Selbstausbeutung

Offenes Statement an die Abgeordneten der Koalition

Wir Sprecher:innen Mia, Shirley, Vinzenz, Lyn und Konstantin sind einstimmig zu der Überzeugung gelangt: Unsere derzeitige Situation ist nicht mehr tragbar.
Wir sind überarbeitet und ausgebrannt. Seit über einem Jahr haben wir im DKJB keine hauptamtliche Begleitung mehr. Von unserem Träger, dem KiJuBB, erhalten wir nicht die notwendige Unterstützung. Alle inhaltlichen, organisatorischen, verwalterischen und politischen Aufgaben werden von einer kleinen Gruppe junger Menschen übernommen.

Ein Symptom: Wir haben in diesem Jahr große Schwierigkeiten, genügend Anmeldungen für unser großes Vernetzungswochenende zu bekommen. In den vergangenen Jahren waren wir IMMER zwischen 40 und 60 junge Menschen im Schloss Gollwitz. Dieses Jahr haben sich nicht einmal 30 angemeldet.

Aber darunter leiden nicht nur unser Engagement, sondern auch unser Alltag: schulische Leistungen, Studienverläufe und die persönliche Belastbarkeit geraten zunehmend unter Druck. Gleichzeitig leidet auch die Qualität der Arbeit des Dachverbands. Unsere Strukturen, Veranstaltungen und Gremien lassen sich unter diesen Bedingungen nicht mehr nachhaltig aufrechterhalten.

Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem nichts mehr funktioniert. In der Vergangenheit konnten wir die strukturelle Vernachlässigung durch besonders engagierte junge Menschen auffangen Menschen, die über die Grenzen ihrer Kapazitäten hinaus gegangen sind, um den Dachverband zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Damit muss Schluss sein. Wir wollen und wir werden uns nicht länger überarbeiten, um fehlende strukturelle Unterstützung auszugleichen.

Denn eines ist klar: SPD und BSW haben uns namentlich in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen (Zeile 850-853). Wir fordern Sie daher auf, sehr geehrte Abgeordnete der Koalition: Nehmen Sie Ihren eigenen Koalitionsvertrag ernst!

Viele von Ihnen konnten wir bereits persönlich kennenlernen und von unserer Arbeit im Bereich der kommunalen Kinder- und Jugendbeteiligung überzeugen. Ein bedeutender Teil unserer Energie ist in die Treffen mit Ihnen geflossen und wir haben dabei IMMER die Wichtigkeit einer Personalstelle besprochen. Lassen Sie diese Energie nicht umsonst gewesen sein. Wir bitten Sie daher eindringlich, sich in den aktuellen Haushaltsverhandlungen für uns einzusetzen und dem Dachverband eine hauptamtliche Personalstelle (mindestens 20 Stunden pro Woche) zu ermöglichen.

Viele von Ihnen engagieren sich selbst ehrenamtlich und wissen aus eigener Erfahrung: Kein Ehrenamt funktioniert dauerhaft ohne Hauptamt. Und wir sind als DKJB so weit, dass alleiniges Ehrenamt nicht mehr nachhaltig funktionieren kann.

Nur mit einer gesicherten Personalstelle könnten wir unsere Arbeit weiterhin gewährleisten und sogar verstärken: Wir könnten wieder regelmäßige Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche organisieren, unsere Mitgliedsgremien besser begleiten und landesweit mehr Kommunen beim Aufbau von Beteiligungsstrukturen unterstützen. Wir könnten sogar neue Projekte etwa zu Beteiligung in ländlichen Räumen, digitaler Jugendpartizipation oder zur Einbindung von marginalisierten Gruppen anstoßen. Wir haben viele Ideen und viel Energie aber ohne strukturelle Unterstützung bleibt dieses Potenzial ungenutzt und es bliebe nach 2,5 Jahren intensiver Arbeit nur ergebnislose Frustration zurück.

Bitte helfen Sie mit, Kinder- und Jugendbeteiligung in ganz Brandenburg auf kommunaler wie auf Landesebene zu stärken. Der Dachverband hat in den vergangenen zwei Jahren zentrale Projekte initiiert, an der Weiterentwicklung des Kinder- und Jugendgesetzes mitgewirkt, kommunale Gremien bei Herausforderungen unterstützt und seit April stellen wir auch den Vorsitz im Landes-Kinder- und Jugendausschuss.

Wir haben bereits viel erreicht und möchten gerne mindestens so weitermachen.
Ein Rückzug oder gar eine Auflösung des Dachverbands wegen fehlender Unterstützung wäre daher nicht nur für uns, sondern für ganz Brandenburg, ein herber Rückschlag.

Ein besonderer Appell geht an:

  • Melanie Balzer (SPD)
  • Kurt Fischer (SPD)
  • Elske Hildebrandt (SPD)
  • Lars Katzmarek (SPD)
  • Melanie Matzies-Köhler (BSW)
  • Falk Peschel (BSW)
  • Katja Poschmann (SPD)
  • Jörg Vogelsänger (SPD)
  • Annemarie Wolff (SPD)

So geht’s nicht weiter: Beteiligung statt Selbstausbeutung